Der erste Satz fällt schon durch seine Länge von 427 Takten auf, sowie dadurch, dass er als einziger Einleitungssatz der sechs Brandenburgischen Konzerte im 3/8-Takt steht.
Der erste Satz besteht aus vier Teilen:
Teil A: | Takt 1 - 83 | Esposition |
Teil B: | Takt 83 - 235 | B-Teil |
Teil B': | Takt 235 344 | B'-Teil |
Teil A: | Takt 345 - 427 | Da Capo (von Bach selbst so bezeichnet) |
Die Exposition besteht aus den Teilen a, a’ und a’’, wovon die beiden äußeren in der Tonika stehen und a’ in der Dominanttonart. Jeder Teil besteht wiederum aus drei Gliedern, nämlich alpha, alpha' und beta, bzw. beta' und beta'', also der Barform.
Unterteile: | a | a' | a'' | ||||||
Glieder: | alpha | alpha | beta | alpha | alpha | beta | alpha | alpha | beta |
Taktzahl: | 6 | 6 | 10 | 6 | 6 | 22 | 6 | 6 | 22 |
Tonart: | T | D | T |
Rudolf Gerber äußert hierzu: „Nimmt man noch hinzu, dass alle a-Glieder aus dreimal zwei
Takten bestehen und dass der Satz als einziger Einleitungssatz der sechs Konzerte im
Dreiertakt (3/8) verläuft, so erkennt man, das hier die Zahl 3 eine außergewöhnliche
Bedeutung besitzt, die möglicherweise mit dem Ausdruckscharakter des Satzes in Zusammenhang
zu bringen ist."
Er meint hiermit die symbolische Bedeutung der Zahl 3 im Hinblick auf die Dreieinigkeit Gottes
und Bachs religiösen Hintergrund.
Das Tutti hält sich im A-Teil eher zurück. Die a–Glieder gehören mehr dem Concertino, das Tutti setzt auf Zählzeit eins nur einzelne Akzente. Im ß–Glied ist das Tutti etwas mehr beteiligt, wirkt aber noch immer eher begleitend und klangverstärkend. Dadurch wird die Barform besonders betont: Die Stollen a eher solistisch, die Stollen ß eher tutti.
Der A-Teil basiert also auf einem Dreierprinzip, die B-Abschnitte hingegen auf einer Art Doppelteiligkeit.
Großstollen B (Takt 83 - 235) |
|||
x (Takt 83 - 135) |
y (Takt 157 - 235) |
||
Takt 83 - 137 | Takt 137 - 157 | Takt 157 - 209 | Takt 209 - 235 |
Solo (Violine) | Tutti | Solo (Flöten und Violinen) | Tutti |
Großstollen B' (Takt 235 - 344) |
|||
x' (Takt 235 - 285) |
y' (Takt 285 - 344) |
||
Takt 235 - 271 | Takt 271 - 285 | Takt 285 - 323 | Takt 323 - 344 |
Solo (Violine) | Tutti | Solo (Flöten und Violinen | Tutti |
In den B-Teilen hat das Tutti mehr Bedeutung im Kontrast zum Concertino als im A-Teil.
Die Tutti-Teile haben Ähnlichkeit mit den A-Strophen aus der Exposition, sie wandeln sie mehr oder weniger ab.
Am genauesten gibt das y-Tutti die a-Strophe wieder, dafür ist es aber solistisch geprägt, mit Doppelgriffen in der Solovioline. Hier werden also schon in den Tuttiteilen Variationen spürbar, was erst recht in den Concertino-Teilen zu Tage tritt, die ja mehr Möglichkeiten hinsichtlich der Beweglichkeit haben.
Auch in den Soloabschnitten der B-Teile sind Züge aus den a-Strophen zu finden: Der Anfang von x zum Beispiel ist dem G-Dur-Dreiklang aus dem Anfang der a-Strophe (Takt 1) entnommen, der Soloteil in y (Takt 157) aus beta' (Takt 35).
Zwischen den x- und y-, bzw. x’- und y’-Teilen finden sich weitere Verbindungen: In x und x’ steht jeweils die Solovioline im Mittelpunkt, in y und y’ jeweils das dreistimmige Concertino.
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