Erste Berufssänger gab es um 405 vor Christus. Zum Gesangsvortrag schrieb der griechische Philosoph und Nachfolger von Aristoteles Theophrast: "Der [...] Sänger muss selbst seelisch ergriffen sein um vortragen zu können."
Bereits den Griechen waren die Vorteile der Indifferenzlage klar. Man strebte nach zartem Stimmklang und großem Umfang und warnte vor Forcierungen.
Die Phonaken, die Betreuer der Sänger (heute: Phoniater) verodneten ihnen Diät und Spaziergänge.
Zwischen 500 und 1500 war der Gesang hauptsächlich auf die Kirchenmusik ausgerichtet. Die Zentren der Chorschulung waren die Klöster. Gut singende Knaben sollten an jeder Schule aufgenommen werden, später in Singschulen kommen und schließlich zu Kämmerern des Papstes befördert werden.
Die Schüler bekamen vier Jahre lang Unterricht in der kirchengesanglichen Tagesarbeit. Die
Gesangsausbildung bestand aus der Wiederholung der Gesangsstücke, erst solmisierend, dann mit
Text und schließlich auswendig.
Die Schwierigkeit hierbei und in der allgemeinen Musizierpraxis lag in der fehlenden Notation.
Melodien und gesangstechnische Anweisungen mussten mündlich weiter gegeben werden.
Um 1050 sorgte die Neumenschrift Guido von Arezzos für Erleichterung.
Zum Gesang im allgemeinen schrieb Arezzo: "Die Stimmen müssen verschmelzen, ein Ton muss
fließend in den anderen übergehen und darf nicht neu angesetzt werden."
Wie aus Briefen des Vatikans hervorgeht, kannten die Sänger im 9. nd 10 Jahrhundert kennen
Sänger bereits viele Verzierungsformen.
Auch Priester sollten "wohlerfahren im Gesange" sein. Ihre Stimmen sollten stark, schön und biegsam sein und sie sollten eine deutliche und ausdrucksvolle Aussprache haben.
Im 7. Jahrhundert begann allmählich der Ausschluss der Frauen vom Kirchengesang nach dem Prinzip "Mulieres taceant in ecclesia" (Die Frau schweige in der Kirche). Sie wurden von Knabenstimmen ersetzt. Die Knabenstimmen wiederum wurden bald von Falsettisten ersetzt, die technisch und musikalisch besser waren.
Die obere Grenze des Soprans lag lediglich bei c2 bis d2 (einer Lage, die heute der Alt zu
seinen "Standardtönen" zählt!). Bis zum 12. Jahrhundert sollten die Stimmen geschmeidig, weich,
aber nicht stark und umfangreich sein (etwa eine Dezime). Harte, starke und heisere Stimmen
hingegen wurden kritisiert.
Hohe Stimmen wurden als "Kopfstimmen", tiefe als "Bruststimmen" bezeichnet. Dazwischenliegende
Stimmen nannte man "Kehlstimmen". Diese drei Stimmarten sollten nicht gemischt werden.
Der römische Arzt Galen gezeichnete den Knorpel des Kehlkopfs als Glottis; die Bedeutung der Stimmlippen erkannte er noch nicht.
Der Erzbischof von Mainz kritisierte rauhe und heisere Stimmen. Er riet den Sängern, vor großen Aufgaben nur Bohnen zu essen, weshalb sie im Volksmund häufig als "Bohnenfresser" bezeichnet wurden.
Im 14. Jahrhundert kam der kontrapunktische Stil auf. Nun wurden erste Treffübungen im Umfang
einer Sexte unternommen. Durch den neuen Kompositionsstil wurden auch größere Chöre
erforderlich. So sangen im 15. Jahrhundert nur neun Sänger in der Sixtinischen Kapelle, 1530
waren es schon 27.
Wegen der aufkommenden Polyphonie wurde auch bessere Intonationssicherheit notwendig.
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